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Parkhotel Bad Essen

Avanti! e.V., am 18. Dezember 2005:

Ein Protest gegen eine rechtsextreme Zusammenkunft im Parkhotel Bad Essen.

Unter dem Slogan "Kalte Füße gegen Nazis" fanden sich am Abend des 17. Dezembers ungefähr zwanzig Personen ein, um mit einer kurzen Mahnwache ihren Unmut über die bereits dritte größere Veranstaltung von Rechtsextremen im Parkhotel in Bad Essen auszudrücken.

Seit dem 1. Dezember 2005 wird das Parkhotel von Gustav Arnold Eggerking, einem Funktionär der NPD, bewirtschaftet (Einzelheiten zur Verpachtung finden Sie unter: www.avanti-os.de).

Während der kurzen Pachtdauer fanden im Hotel bereits zwei namhafte Zusammenkünfte von Rechtsextremen statt; eine dritte Veranstaltung wurde von der Gemeinde Bad Essen untersagt.

Die erste Zusammenkunft, ein landesweites Koordinationstreffen der NPD für die Kommunalwahl 2006, ereignete sich am 27. November.

Für den 12. Dezember war ursprünglich die Eröffnungsfeier des Hotels geplant. Diese wurde jedoch durch die Stadt Bad Essen unterbunden, nachdem bekannt wurde, dass dort auch Musikgruppen auftreten sollten, die nach Erkenntnissen der zuständigen Behörden rechtsextreme Ideologien verbreiten. Die trotzdem angereisten Rechtsextremen, die teils erhebliche Entfernungen zurückgelegt hatten, wurden von der Polizei mit Platzverweisen belegt, woraufhin die Feier abgesagt wurde. Selbst eine beabsichtigte Demonstration der Rechtsextremen im Anschluss in Osnabrück wurde von der Polizei unterbunden. Andere rechtsextreme Personen, die die Feierlichkeiten im Rahmen eines Rechtsrockkonzerts besuchen wollten, wichen auf eine als "private Geburtstagsparty" getarnte Veranstaltung im Jägerhof in Uchtdorf aus, bei der die Polizei keinen Anlass zu einem Eingreifen sah.

Am Samstag, dem 17. Dezember, hatte der neue Betreiber des Parkhotels zu einer Feierlichkeit anlässlich der Wintersonnenwende eingeladen.

Das Feiern der Sonnenwenden dient rechtsextremen Gruppen als ein häufig genutzter Anlass für Zusammenkünfte. Viele Anhänger dieser Ideologie bekennen sich zum sogenannten "Neuheidentum", das sich durch die Ablehnung des Judentums und Christentums als vermeintlich "unnatürliche Religionen" auszeichnet. Darüber hinaus diffamieren Rechtsextreme das Judentum, das Christentum, den Liberalismus und den Sozialismus, da diese Glaubensrichtungen und politischen Philosophien die Gleichheit aller Menschen bekräftigen, sei es vor Gott, vor dem Gesetz oder in sozialer Hinsicht. Die auf einer falschen Prämisse beruhende faschistische Ideologie des Neuheidentums postuliert hingegen, dass die "Natürlichkeit" und die "kosmische Göttlichkeit" keinerlei menschliche Freiheit oder Gleichheit zulassen, da dies in den Naturgesetzen nicht vorgesehen sei.

Nach allem Anschein scheint Herr Eggerking von Beginn seines Engagements in Bad Essen an jede Gelegenheit nutzen zu wollen, um das Parkhotel als Ort für faschistische Veranstaltungen zu etablieren. Es ist jedoch auch denkbar, dass er bereits jetzt in finanziellen Schwierigkeiten steckt, da die Finanzierung der Immobilie stockt, und er die verbleibende Zeit nutzen möchte, um sich in der rechtsextremen Szene weiter zu positionieren.

Während der Feier zur Wintersonnenwende am 17. Dezember versammelten sich am Abend (laut Angaben der Polizei) zwischen 50 und 70 Rechtsextreme.

Gegen zwanzig Uhr dreißig traten die anwesenden Rechtsextremen mit Fackeln vor das Hotel und sangen das Deutschlandlied, wobei die von Hoffmann von Fallersleben verfasste zweite Strophe ("Deutsche Frauen, deutsche Treue, deutscher Wein und deutscher Sang") stimmlich wiedergegeben wurde. Für den "deutschen Sang" hatte Herr Eggerking an diesem Abend erneut eine bekannte Interpretin der rechtsextremen Musikszene engagiert, die diesmal jedoch ungestört auftreten konnte. Ebenso waren erneut etliche Funktionäre des organisierten Rechtsextremismus anwesend.

Den engagierten Bürgern, die trotz geringer Beteiligung gekommen waren, um ein klares Zeichen gegen die rechtsextremen Aktivitäten zu setzen, blieb nur die Möglichkeit, sich am Anfang der längeren Zufahrtsstraße zum Parkhotel zu versammeln. Ein Vordringen zum Hotel wurde von Seiten der Polizei unterbunden.

Es ist zweifellos sehr lobenswert, dass sich in Bad Essen eine Gruppe entschlossener Bürger zusammengefunden hat, die keinesfalls bereit ist, Rechtsextreme in ihrer Gemeinde zu dulden. Der Widerstand gegen die NPD und ihre Anhänger, insbesondere wenn sie sich unter dem Emblem der NPD organisieren, ist eine überaus schwierige Aufgabe, die viel Mut und Ausdauer erfordert, da mit den rechtlichen Mitteln dieses Staates gegen derartige Veranstaltungen kaum etwas auszurichten ist. Doch mit gemeinsamem Mut und unbeirrbarer Entschlossenheit wird es gelingen, die rechtsextremen Umtriebe in Bad Essen bald zu beenden.


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