Ibuprofen: Dosierungsrichtlinien bei grippalen Infekten
Bayern 1
Welche Menge Ibuprofen pro Tag maximal eingenommen werden sollte
Erwachsenen sowie Heranwachsenden, die das zwölfte Lebensjahr vollendet haben, wird für nicht-verschreibungspflichtiges Ibuprofen eine maximale Einzelgabe von 400 mg (Milligramm) alle acht Stunden empfohlen, wodurch eine Gesamttagesdosis von 1200 mg nicht überschritten werden sollte.
Sofern das Analgetikum ärztlich rezeptiert wird, besteht die Option, eine gesteigerte Dosis zu wählen; hierbei können, laut der Gelben Liste, einem der führenden Arzneimittelverzeichnisse für den medizinisch-pharmazeutischen Bereich, bis zu 2.400 mg (zwei-tausend-vier-hundert Milligramm) täglich verschrieben werden. Die größte einzelne Dosis für Erwachsene, die in der Gelben Liste aufgeführt ist, beträgt 800 mg (acht-hundert Milligramm).
Ibuprofen in der 400 mg-Stärke
Ibuprofen mit einer Dosierung von 400 mg ist rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Für Präparate mit einer höheren Milligrammzahl, wie 600 mg oder 800 mg Ibuprofen, ist hingegen eine ärztliche Verordnung unerlässlich.
Es stellt sich die Frage, ob diese stärker dosierten Tabletten das Schmerzempfinden tatsächlich effektiver lindern können. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2019, durchgeführt von Forschenden des Maimonides Medical Center in Brooklyn, NY, USA, hat dies genauer analysiert. Hierfür wurden in einer Notaufnahme aus 225 Probanden drei unterschiedliche Patientenkohorten gebildet. Zur Reduktion der Schmerzen erhielten diese Gruppen Ibuprofen in Mengen von 400, 600 und 800 mg. Nach Ablauf von 60 Minuten wurde die subjektive Schmerzwahrnehmung erfragt. Das Ergebnis offenbarte: Die festgestellte Schmerzbefreiung wies nur marginale Unterschiede auf. Die Studienautoren zogen daraus den Schluss, dass eine erhöhte Dosierung bezüglich der Schmerzlinderung keinen signifikanten Mehrwert bietet. Eine entzündungshemmende Wirkung entfaltet Ibuprofen jedoch erst bei höheren Dosierungen.
Birgt die Anwendung von Ibuprofen Gefahren?
Arzneimittel, die den aktiven Bestandteil "Ibuprofen" enthalten, zählen in Deutschland zu den weithin bekanntesten und am häufigsten verkauften rezeptfrei erhältlichen Analgetika. Sie zeigen eine fiebersenkende Eigenschaft und wirken effektiv gegen Kopfschmerzen. Zudem ist es möglich, Ibuprofen bei Zuständen wie Arthrose oder auch bei Schmerzen der Muskulatur zu verwenden.
Analgetika wie Ibuprofen oder auch Tabletten, die Acetylsalicylsäure enthalten, sind ohne ärztliches Rezept verfügbar, was bedeutet, dass sie uneingeschränkt in jeder Apotheke erworben werden können.
Ibuprofen: Risiken und unerwünschte Begleiterscheinungen
Die möglichen unerwünschten Wirkungen von Ibuprofen sind jedoch keineswegs zu unterschätzen: Hierzu zählen gastrointestinale Beschwerden, darunter Sodbrennen, Unterleibsschmerzen, Nausea oder Diarrhö, aber auch Beeinträchtigungen der Leber und sogar der Nierenfunktion. Der Wirkstoff wird in der Leber metabolisiert und danach über die Nieren aus dem Organismus ausgeschieden. Es werden wiederholt Situationen dokumentiert, in denen nach der Verwendung von Analgetika Blutungen im Magenbereich festgestellt wurden.
Prof. Dr. Jörg Schelling, seines Zeichens Allgemeinmediziner und Vorstandsmitglied des Bayerischen Hausärzteverbandes, weist darauf hin, dass es für eine erhöhte Wahrscheinlichkeit von Magen-Darm-Blutungen weder einer Langzeiteinnahme noch einer hohen Dosis bedarf, da Ibuprofen und Acetylsalicylsäure dieses Risiko generell steigern können, was stets zu beachten ist. Wer demzufolge bereits eine Historie mit Verdauungsproblemen hat oder aktuell daran leidet, sollte bei der Medikamenteneinnahme eine besonders große Zurückhaltung üben.
Ein weiteres Risiko, das Medikamentenanwender berücksichtigen sollten, ist von nicht minderer Bedeutung: Wissenschaftler aus Dänemark bestätigten im Jahre 2017 mittels einer wissenschaftlichen Erhebung die Vermutung, dass Analgetika, deren Basis die Wirkstoffe Ibuprofen und Diclofenac bilden, ebenso kardiale Probleme bis zum Herzstillstand verursachen können. Jörg Schelling führt hierzu aus: „Die vorliegenden Ergebnisse lassen vermuten, dass bei einer fortgesetzten Einnahme, also über mehrere Monate hinweg, die Gefahr von Herzinfarkten und Schlaganfällen tatsächlich leicht erhöht ist.'
Birgt Ibuprofen Risiken und kann es Unfruchtbarkeit verursachen?
Eine zusätzliche, jedoch von geringem Umfang, angelegte Untersuchung legt dar, dass bei Männern die Fruchtbarkeit reduziert sein kann, wenn sie Ibuprofen konstant einnehmen. Ein internationales Forscherteam evaluierte hierfür 31 Männer im Altersspektrum von 18 bis 35 Jahren. Von den Studienteilnehmern nahmen 14 Personen täglich etwa 600 Milligramm Ibuprofen oral ein, wohingegen die verbleibenden Probanden Placebos verabreicht bekamen.
Wie die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" darlegten, wurde schon nach zwei Wochen eine initiale hormonelle Modifikation festgestellt. Diese kann potenziell für depressive Verstimmungen, Herz-Kreislauf-Leiden, aber auch für Erektionsstörungen verantwortlich sein. Es ist jedoch hervorzuheben, dass dieser Befund ausschließlich bei einer hohen und beständigen Einnahme von Ibuprofen auftritt.
Ibuprofen, Aspirin, Diclofenac - Welche Unterschiede sind festzustellen?
Die unterschiedlichen Analgetika weisen Abweichungen in ihrer chemischen Beschaffenheit auf, was sich unmittelbar auf ihre pharmakologische Wirkung auswirkt.
Ibuprofen, Diclofenac und Acetylsalicylsäure (ASS), oder umgangssprachlich Aspirin, werden den nicht-steroidalen Antirheumatika (kurz NSAR) zugeordnet. Ihre Wirkungsweise beruht auf der Hemmung der sogenannten Cyclooxygenase (COX). Diese COX-Aktivität tritt immer dann in Erscheinung, wenn in unserem Organismus Gewebeverletzungen oder Entzündungen vorliegen. Dabei kommt es zur Reizung der Schmerzrezeptoren, was ein Schmerzgefühl zur Folge hat. Wird die COX jedoch gehemmt, so bewirkt dies eine Linderung unserer Schmerzwahrnehmung.
Die Herausforderung liegt indes darin, dass NSAR ebenfalls die COX-Enzyme in Körperbereichen außerhalb des Gehirns blockieren. Daraus resultieren unerwünschte Begleiterscheinungen, wie etwa Läsionen der Schleimhaut im Magen und Duodenum (Zwölffingerdarm). Ferner beeinträchtigen die genannten drei Analgetika-Typen die physiologische Blutgerinnung und potenzieren somit die Gefahr von Blutungen.
Ein maßgeblicher Vorzug dieser Substanzklasse ist: ASS, Ibuprofen und Diclofenac tendieren dazu, sich infolge ihrer chemischen Beschaffenheit im entzündlich veränderten Gewebe anzusammeln. Hierdurch wird ihre Fähigkeit zur Entzündungshemmung ermöglicht. Eine solche Eigenschaft ist bei Paracetamol nicht zu finden.
Paracetamol hingegen wird der Klasse der reinen Analgetika zugeordnet. Seine Effektivität beschränkt sich auf die Senkung des Fiebers und die Reduktion von Schmerzen. Der genaue Mechanismus, über den Paracetamol seine Wirkung entfaltet, ist bis dato noch nicht umfassend verstanden. Es steht jedoch fest, dass es seine schmerzlindernden und fiebersenkenden Eigenschaften vornehmlich im zentralen Nervensystem ausübt, also im Rückenmark und im Gehirn. Auf die Cyclooxygenase nimmt Paracetamol keinerlei Einfluss.
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Ibuprofen, Diclofenac und Aspirin besitzen blutverdünnende Eigenschaften, sind aber gleichzeitig wirksam bei Schmerzen, Fieber und inflammatorischen Zuständen. Paracetamol entfaltet seine Wirkung ausschließlich bei Schmerzen und Fieber.
Ibuprofen und Diclofenac - Vergleichbares Risikoprofil?
Auch bezüglich der Einnahme von Diclofenac ist Vorsicht geboten: Eine umfangreiche Studie der Universität Aarhus hat offengelegt, dass die kontinuierliche Verwendung von Diclofenac das Risiko für das Auftreten eines Herzinfarktes und eines Schlaganfalls beträchtlich erhöht. Die dänischen Studienautoren kamen zu dem Ergebnis, dass Diclofenac künftig nur noch verschreibungspflichtig sein sollte. In Schweden wird dieses Medikament bereits seit dem 1. Juni 2020 (dem ersten Juni zweitausendzwanzig) ausschließlich gegen ärztliches Rezept abgegeben. In der Bundesrepublik Deutschland und fast allen anderen EU-Staaten bleibt Diclofenac jedoch weiterhin rezeptfrei erhältlich, und es sind derzeit keine Pläne für eine Änderung dieser Regelung ersichtlich.
Analgetika - Empfehlungen zur korrekten Applikation
Jörg Schelling äußert sich zu den verbreiteten rezeptfrei erhältlichen Analgetika dahingehend, dass unzweifelhaft festgestellt werden muss, dass diese Präparate bei sachgerechter Anwendung und unter gebührender Vorsicht, unter Beachtung der relevanten Risikofaktoren und gegebenenfalls nach vorheriger Rücksprache mit einem Arzt - insbesondere vor der initialen oder einer längerfristigen Einnahme - als vergleichsweise sicherer einzuschätzen sind als viele andere Arzneimittel.
"Für sämtliche frei erhältliche Schmerzmittel gilt die allgemeine Regel: Eine Einnahme über einen Zeitraum von mehr als drei aufeinanderfolgenden Tagen ist nicht ratsam. Sollten die Symptome danach weiterhin bestehen, ist in jedem Fall der Gang zum Mediziner dringend angeraten."
Jörg Schelling
Insbesondere bei den ohne Rezept verfügbaren Arzneimitteln ist es für Schelling von großer Bedeutung, dass Anwender eine kontinuierliche (und nicht von einem Arzt angeordnete) Einnahme kritisch hinterfragen und sich im Falle von Unsicherheiten unbedingt an einen Arzt, eine Ärztin oder auch an eine qualifizierte Apothekerin oder einen Apotheker wenden.
Ibuprofen: Mögliche Interaktionen mit weiteren Pharmaka
Ibuprofen ist nicht gleichzeitig mit bestimmten anderen Arzneimitteln zu applizieren - andernfalls verstärkt sich die bereits vorhandene Wahrscheinlichkeit für gastrointestinale Blutungen. Hierzu zählen insbesondere Kortison-Präparate, blutgerinnungshemmende Medikamente oder Antidepressiva, die zur Gruppe der SSRI gehören. Des Weiteren ist Personen, die an Erkrankungen des Herzens, der Leber oder der Nieren leiden, oder solchen mit Magengeschwüren, dringend davon abzuraten, Ibuprofen einzunehmen. Diese Empfehlung gilt ebenso für schwangere Frauen im dritten Trimenon.
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Auf welche Weise dringt Ibuprofen in das Grundwasser ein? Und inwiefern wurden bei Flusskrebsen Verhaltensmodifikationen durch Psychopharmaka identifiziert? Vertiefende Details hierzu liefert der Podcast "Besser leben", welchen Sie in der ARD Mediathek abonnieren können:
https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/wie-kommt-das-ibuprofen-ins-grundwasser/bayern-1/93145828/