Ads im erwachsenenalter therapie
Ursachen, Symptome und Therapieansätze
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS/ADS) werden oft fälschlicherweise als Kinder- oder Jugendstörung betrachtet. Doch die im Kindes- und Jugendalter beginnende Störung persistiert bei bis zu 80 % der Betroffenen auch im Erwachsenenalter - sie „wächst' sozusagen mit. Häufige Symptome bei Erwachsenen mit ADS/ADHS sind Probleme am Arbeitsplatz, familiäre und Beziehungsunstimmigkeiten oder Substanzmissbrauch.
ADS ist die Abkürzung für das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom und wird oft synonym zu ADHS verwendet. Im Unterschied zu ADHS, der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, liegt der Fokus bei ADS vor allem auf Schwierigkeiten mit Konzentration und Aufmerksamkeit, während bei ADHS der Aspekt der Hyperaktivität hinzutritt. Betroffene von ADHS/ADS zeigen spezifische neurologische und psychische Merkmale, die sich im Verhalten bemerkbar machen. Oftmals lässt sich die Problematik bereits im Kindergarten- und Vorschulalter erkennen.
Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit ADHS haben hauptsächlich Mühe, die Aufmerksamkeit über längere Zeitspannen aufrechtzuerhalten, impulsives Verhalten zu kontrollieren und sich im Alltag zu organisieren. Die typischen Kernsymptome treten meist schon vor dem 12. Lebensjahr auf:
Hyperaktivität
Unaufmerksamkeit
Impulsivität
Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Pathophysiologie
Neurobiologisch gesehen zeigt sich bei ADHS/ADS eine Störung der Informationsverarbeitung im Gehirn, die die Steuerung von Kontroll- und Aufmerksamkeitsfunktionen beeinträchtigt. Dies betrifft vor allem die Hirnregionen, die für Verhaltenskontrolle und Konzentration zuständig sind. Anders als bei Personen ohne ADHS/ADS ist das Gleichgewicht der Neurotransmitter im Gehirn verändert, was zu Einschränkungen in der Produktion von Dopamin und Noradrenalin führt. Mit bildgebenden Verfahren wie der Kernspintomographie (MRT) und der Computertomographie (CT) lassen sich diese Effekte darstellen. Die Ursachen für diese Veränderungen lassen sowohl einen hohen genetischen Einfluss als auch negative Einflüsse aus der Umwelt während und nach der Geburt vermuten.
Epidemiologie von ADHS/ADS
ADHS/ADS ist die häufigste psychische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter. Schätzungen zufolge sind etwa 5 % der Kinder und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren betroffen, wobei Jungen deutlich häufiger betroffen sind als Mädchen (ca. viermal so häufig).
Bis zu 50 % der Kinder mit ADHS zeigen auch im Erwachsenenalter noch deutliche Symptome. Folglich betrifft ADHS/ADS etwa 1-4 % der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland - oft in Verbindung mit anderen psychischen Störungen wie Depressionen oder Angststörungen, was die Diagnose erschweren kann. Viele Betroffene werden erst im Erwachsenenalter erkannt, oft erst nach Beginn ihres Berufslebens oder der Familienplanung.
Viele Betroffene erhalten die Diagnose bereits in ihrer Kindheit. Der Begriff „Zappelphilipp' ist vielen vertraut - sie wurden oft als „unruhig' und „impulsiv' beschrieben. Andere werden erst im Erwachsenenalter mit der Diagnose konfrontiert und stellen fest, dass sie „anders' sind oder dass ihr Leben chaotisch und unerklärlich erscheint. Eine rückblickende Analyse der eigenen Lebensgeschichte kann helfen, frühere Probleme besser zu verstehen.
Von der Kindheit zum Erwachsenenalter
Bei ADHS/ADS im Kindes- und Jugendalter stehen Hyperaktivität und fehlende Impulskontrolle im Vordergrund. Dies ist bereits im Grundschulalter deutlich erkennbar. Kinder mit ADHS/ADS haben oft Schwierigkeiten, Freundschaften aufzubauen, Konflikte zu lösen und die Konzentration im Unterricht aufrechtzuerhalten, um dem Unterricht zu folgen. Ihre Gedanken und Emotionen sprudeln oft unkontrolliert heraus, was zu Missverständnissen und Ausgrenzung durch die Klassengemeinschaft führen kann.
Auch die Familienstruktur stellt für Eltern und Erziehungsberechtigte eine besondere Herausforderung dar. Manchmal werden die Verhaltensweisen des Kindes fälschlicherweise als Erziehungsfehler interpretiert. Kinder mit ADHS sind oft überfordert, wenn sie zu viele Freiräume erhalten, da sie ihre Aufmerksamkeit nicht fokussieren können und Probleme mit Selbstorganisation und Strukturierung haben.
Pubertät und Adoleszenz
Mit zunehmendem Alter verschieben sich die Symptome. Bei Jugendlichen können innere Unruhe, impulsives Verhalten und Probleme mit der Selbstorganisation zunehmen. Die Pubertät stellt für Heranwachsende oft große Anforderungen dar, die sie noch nicht bewältigen können, was zu emotionalen Krisen und zwischenmenschlichen Problemen führen kann. Die Priorisierung wichtiger Aufgaben wird im Erwachsenenalter immer komplexer. Das zeigt sich in Schwierigkeiten in der Schule, im Studium oder im Berufsleben.
Bei Erwachsenen äußert sich die motorische Unruhe meist nicht mehr so deutlich wie in der Kindheit, sondern eher als innere Anspannung, Getriebenheit und flüchtige Gedanken. Die verminderte Aufmerksamkeit ist bei fast allen Erwachsenen mit ADHS erkennbar. Die im Kindesalter oft stark ausgeprägte Hyperaktivität nimmt im Jugend- und Erwachsenenalter meist ab. Arbeit, soziale Beziehungen und der Alltag werden als belastend empfunden.
Erwachsene mit ADHS erreichen aufgrund dieser Symptome oft nicht die von ihnen gesetzten Ziele. Das führt häufig zu einem erheblichen Leidensdruck. Sie vergessen Termine, verlieren sich in Kleinigkeiten, haben Schwierigkeiten mit der Organisation und der Planung des Alltags. Die Haushaltsführung, die Aufrechterhaltung von Freundschaften und die Stabilität in Arbeitsverhältnissen sind besonders schwierig.
ADHS/ADS im Alltag
Fehlende Tagesplanung
Probleme mit der Priorisierung (Verzetteln, Aufschieben von Aufgaben)
Innere Unruhe und Getriebensein
Ständige Bewegung (Fingerknibbeln, Fuß wippen)
Geringe Frustrationstoleranz
Emotionale Überreaktionen (Wutausbrüche)
Handeln ohne Nachdenken (spontane Ideen, Risikobereitschaft)
Starke und schnelle Stimmungsschwankungen
Depressive Phasen
Schnelle Langeweile
Unsicherheit bei der Wahrnehmung von Emotionen und Schwierigkeiten diese zu beschreiben
Unregelmäßige Essenszeiten
Schwierigkeiten mit Zeitmanagement (Zuspätkommen, Fahrtenausfälle)
Impulsive Käufe (ohne Berücksichtigung des Budgets)
Unordnung im Haushalt
Sammeln oder Horten von Gegenständen
Der typische Symptomkomplex von ADHS/ADS umfasst drei Kernsymptome. Bestehen alle drei Kernsymptome (Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität), spricht man von einer hyperkinetischen Störung - einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS).
Unaufmerksamkeit: Betroffene haben Schwierigkeiten, sich auf Aufgaben oder Aktivitäten zu konzentrieren, machen Detailfehler, verlieren häufig Gegenstände, sind leicht ablenkbar und scheinen nicht zuzuhören.
Hyperaktivität: Diese Symptome zeigen sich in übermäßiger Unruhe, Schwierigkeiten beim Stillsitzen, häufigem Aufstehen oder Herumlaufen in unangemessenen Situationen sowie dem Gefühl, ständig „angetrieben' zu sein.
Impulsivität: Betroffene handeln häufig, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Sie haben Schwierigkeiten, auf ihren Zug zu warten, unterbrechen Gespräche oder platzen mit Antworten heraus.
Klassifikation der Subtypen
Die Symptome und Beeinträchtigungen im Alltag variieren stark. Es werden folgende Klassifizierungen unterschieden:
➀ Kombinierter Typ: Alle drei Kernsymptome sind ausgeprägt
➁ Vorwiegend unaufmerksamer Typ: Unaufmerksamkeit und Desorganisation stehen im Vordergrund; Hyperaktivität und Impulsivität sind weniger ausgeprägt.
➂ Vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ: Impulsivität und Hyperaktivität sind bis ins Erwachsenenalter bestehen, während Konzentrationsschwierigkeiten eher im Hintergrund stehen.
Häufige Begleiterkrankungen bei ADHS/ADS
ADHS/ADS wird häufig von weiteren psychischen Erkrankungen begleitet. Möglicherweise bestehen kausale Zusammenhänge oder die Erkrankungen können unabhängig voneinander auftreten. Bis zu 50 % der Erwachsenen mit ADHS entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Angststörung und/oder Depression.
Depressionen
Angst- und Panikstörungen
Persönlichkeitsstörungen
Substanzmissbrauch
Bei einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung sind vor allem die Hirnregionen, die für Verhaltenskontrolle und Konzentration zuständig sind, betroffen. Anders als bei Menschen ohne ADHS/ADS ist das Gleichgewicht der Neurotransmitter im Gehirn verändert, was sich insbesondere auf die Produktion von Dopamin und Noradrenalin auswirkt.
Ein wesentlicher Faktor bei der Entstehung einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung ist die genetische Veranlagung. Eine familiäre Häufung von ADHS ist häufig zu beobachten. Das Risiko für ADHS/ADS innerhalb der Familie ist 5-fach erhöht, wenn ein Familienmitglied bereits ADHS hat. Ein weiterer Einflussfaktor sind negative Umwelteinflüsse, die bereits in der Schwangerschaft die Gehirnentwicklung beeinflussen können. Nach der epigenetischen Forschung spielt die Zeit vor der Schwangerschaft ebenfalls eine Rolle.
Zusätzlich können verschiedene Faktoren den Verlauf von ADHS/ADS negativ beeinflussen und bestehende Symptome verstärken. Die vollständigen Ursachen einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung sind jedoch noch nicht vollständig erforscht.
ADHS/ADS spricht in der Regel gut auf eine Psychotherapie an. Die Kombination aus Psychotherapie und ggf. Pharmakotherapie bietet vielfältige Therapieansätze, um neue Strategien zum Umgang mit den eigenen Kompetenzen zu erlernen. Die passende Therapieform oder -kombination richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen, Ressourcen und Zielen der Patient:innen. Bereits das Verständnis der Zusammenhänge und Ursachen kann bei Erwachsenen mit ADHS helfen, die Symptome besser anzunehmen und aktiv damit umzugehen. Eine psychoedukative Komponente sollte daher ein wichtiger Bestandteil der Therapie sein.
Zu Beginn jeder Therapie steht die umfassende Betrachtung der/des Patient:in. Vor der Diagnosestellung wird der gesamte Lebenskontext analysiert.
- Anamnese
- Diagnostik
- Psychoedukation zu ADHS/ADS
- Informationen zu Behandlungsmöglichkeiten und gemeinsame Entscheidung über medikamentöse Unterstützung mit regelmäßiger Evaluation.
Klassische psychotherapeutische Verfahren
- Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
- Psychoanalytische Therapie
- Systemische Therapie
- Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Die psychotherapeutischen und psychosozialen Interventionen (Einzel- und Gruppensettings) konzentrieren sich auf die Akzeptanz der Erkrankung, die Stärkung der individuellen Ressourcen, die Förderung sozialer Kompetenzen und des Selbstwertgefühls sowie die Entwicklung passender Zukunftsperspektiven im Berufs- und Privatleben.
Die Einzeltherapie kann durch achtsamkeitsbasierte Methoden wie QiGong, Meditation und andere Achtsamkeitsübungen ergänzt werden, von denen Patienten mit Aufmerksamkeitsdefiziten profitieren können, sowie durch strukturiertes Zeitmanagement und das Erlernen von Organisationstechniken.
Spezielle Gruppenangebote
Patient:innen können von Gruppenangeboten wie „Fokus im Alltag' profitieren. Jüngere Patient:innen können in der Gruppe „U30' an der Emotionsregulation arbeiten. Zusätzliche Unterstützung kann durch einen Sozialdienst geleistet werden. Unser ganzheitlicher Behandlungsansatz unterstützt die diagnostische Einordnung der Defizite und hilft, die Kontrolle über das Leben zurückzuerlangen.
Der Aufenthalt in unseren Kliniken fördert zudem die Identifikation und Stärkung individueller Ressourcen sowie das Selbstwirksamkeitserleben. Kreativität und originelle Lösungsansätze werden erkannt und positiv hervorgehoben. Das unterstützt das Selbstwertgefühl und kann zu einer besseren Lebensqualität führen.
In unseren Privatkliniken in Bonn, Wesseling und Oberhausen bieten wir stationäre und teilstationäre Behandlungen für ADHS/ADS im Erwachsenenalter an. Unsere Ärzte und Therapeuten unterstützen Sie rund um die Uhr, Aufmerksamkeitsdefizite zu verstehen, zu verarbeiten und neue Lösungsstrategien zu entwickeln.
Kontakt und Beratung
Mo-Fr: 08:00-18:00 Uhr
✆ 0228/7488-101
Gezeiten Haus Gruppe GmbH
Private Klinikgruppe für Psychosomatik und TCM
Urfelder Straße 221
50389 Wesseling
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