Ursachen von Wasseransammlungen im Körper
Ödeme: Entstehung & Einflussfaktoren
Die Bildung von Ödemen kann auf verschiedene Weisen vonstattengehen:
Anstieg des intraluminalen Venendrucks
Wenn sich der Druck innerhalb der kleinen Blutgefäße, speziell der Venen, erhöht, kann sich Flüssigkeit in das umgebende Gewebe ausbreiten. Ein zu hoher Venendruck ist beispielsweise bei einer Herzschwäche (kardialen Insuffizienz) oder bei der Ausbildung von Krampfadern möglich. Der exakt gleiche Mechanismus ist für Schwangerschaftsödeme oder für Wassereinlagerungen, die im Rahmen eines prämenstruellen Syndroms auftreten, verantwortlich. In diesen Fällen zeigt sich ein gesteigerter Venendruck in allen Gefäßarealen. Typischerweise manifestieren sich die Ödeme initial dort, wo die Flüssigkeit der Schwerkraft unterliegt, also primär an den unteren Extremitäten und Füßen.
Im Gegensatz dazu nimmt der Venendruck bei bestimmten Erkrankungen lediglich in einzelnen Gefäßen zu. Bei einem Blutgerinnsel (Thrombus) in den Becken- oder Beinvenen (Thrombose) oder einer venösen Insuffizienz der Beine ist der Rückstau ausschließlich in den Gefäßen des betroffenen Beines, des Unterschenkels oder des Fußes erhöht. Das Ödem beschränkt sich folglich auf das jeweilige Bein, den Unterschenkel oder den Fuß.
Unzureichende Eiweißkonzentration im Blutplasma
Die im Blut zirkulierenden Proteine besitzen die Fähigkeit, Flüssigkeit zu binden. Hierfür ist der sogenannte kolloidosmotische Druck maßgeblich. Dieser ist abhängig von der Menge der im Blutkreislauf vorhandenen großen Moleküle, insbesondere der Proteine (Eiweiße). Ist die Menge an Proteinen im Blut ungenügend, fällt der kolloidosmotische Druck ab, wodurch die Eiweiße die Flüssigkeit nicht mehr effektiv "festhalten" können. Infolgedessen wird sie in das angrenzende Gewebe gepresst, was zur Entstehung eines Ödems führt. Bei fortgeschrittenen hepatischen Erkrankungen (Lebererkrankungen) wird in der Regel zu wenig Eiweiß synthetisiert, während bei renalen Erkrankungen (Nierenerkrankungen) oft ein erheblicher Proteinverlust über den Urin zu verzeichnen ist.
Beeinträchtigungen des Lymphabflusssystems
Sollte der Abtransport der Lymphe behindert sein, kann dies zur Ausbildung eines sogenannten Lymphödems führen. Bei der angeborenen Form (primäres Lymphödem) ist die korrekte Entwicklung der Lymphgefäße während der pränatalen Phase gestört, weshalb sie nicht in der Lage sind, die Flüssigkeit aus den Gewebezwischenräumen abzutransportieren. Bei sekundären Lymphödemen wiederum wird der Lymphabfluss beispielsweise durch Tumore, chirurgische Eingriffe oder pathogene Mikroorganismen behindert.
Läsionen der Blutgefäßwände
Bestimmte Krankheitsbilder können bewirken, dass die Wände der kleinen Blutgefäße eine erhöhte Permeabilität für Wasser aufweisen. Dies kann beispielsweise bei einer spezifischen Nierenleiden, der Glomerulonephritis, bei allergischen Reaktionen oder bei Entzündungsprozessen eintreten. Aufgrund der Schädigungen in der Gefäßwand der Blutgefäße kann der Blutdruck eine größere Menge an Flüssigkeit in das benachbarte Gewebe pressen, was demzufolge zu einem Ödem führen kann.
Verschiedenartige Krankheiten als Ursache von Ödemen:
Wassereinlagerungen bei Herzleistungsschwäche (Herzinsuffizienz)
Eine Schwäche des Herzens (Herzinsuffizienz) kann als Folge zahlreicher Erkrankungen auftreten, etwa nach einem Herzinfarkt, bei einer koronaren Herzkrankheit, aufgrund von Herzklappendefekten, bei arterieller Hypertonie, einer Entzündung des Herzmuskels oder bei Herzrhythmusstörungen.
Ist das Herz in seiner Funktion beeinträchtigt, vermag es den Organismus nicht mehr ausreichend mit Blut zu versorgen. Je nachdem, welche der Herzkammern primär affektiert ist, differenziert man zwischen einer Rechtsherzschwäche und einer Linksherzschwäche.
Bei einer Linksherzinsuffizienz ist die linke Herzkammer nicht fähig, genügend Blut in den systemischen Kreislauf (Körper) zu pumpen. Da vermehrt Blut aus der Lunge in die Herzkammer nachströmt, als diese weiterbefördern kann, kommt es zu einem Blutstau in der Lunge. Dies bewirkt einen Anstieg des Blutdrucks in den Lungengefäßen, und Flüssigkeit wird in die Interstitialräume (Gewebespalten) der Lunge gedrückt. Bei einer ausgeprägten Linksherzinsuffizienz kann die Flüssigkeit auch in die Lungenbläschen sowie in die Atemwege gelangen, wodurch sich ein Lungenödem ausbildet. Wenn die Flüssigkeit in den Raum zwischen Rippen- und Lungenfell (Pleuraspalt) gepresst wird, entstehen sogenannte Pleuraergüsse.
Aufgrund der reduzierten Pumpleistung befindet sich darüber hinaus eine unzureichende Menge Blut in den Blutgefäßen. Ferner werden die Nieren ungenügend durchblutet. Dies resultiert darin, dass der Körper weniger Salz und Wasser ausscheidet. Das Zurückhalten von Salz und Wasser kann wiederum die Entstehung von Ödemen fördern.
Im Falle einer Rechtsherzinsuffizienz ist die Förderleistung der rechten Herzkammer gemindert. Sie vermag das Blut nicht zügig genug in die Lunge zu befördern. Da mehr Blut aus dem Körper nachströmt, als die rechte Herzkammer weitertransportieren kann, kommt es zu einem Blutrückstau vor dem Herzen bis hin zu den Blutkapillaren. Dies bedingt einen Anstieg des Blutdrucks in den Blutgefäßen, und Flüssigkeit wird in die Gewebezwischenräume abgepresst. Die Wassereinlagerungen treten initial an den Körperarealen auf, wo sich die Flüssigkeit aufgrund der Schwerkraft ansammelt: An den Fußrücken und im Bereich vor dem Schienbein; bei bettlägerigen Patienten in der Kreuzbeinregion.
Der Blutrückstau vor der Leber führt zu einer Stauungsleber. Bei länger anhaltender Stauung kann sich eine Leberzirrhose entwickeln. Durch den Blutstau vor dem Magen entzündet sich die Magenschleimhaut (Stauungsgastritis). Der Rückstau vor den Nieren kann die Filterfunktion der Nieren beeinträchtigen. So können Proteine über den Urin verloren gehen, was die Ödembildung zusätzlich verstärkt. Wird die Flüssigkeit in die Bauchhöhle gepresst, spricht man von Aszites, gemeinhin bekannt als Bauchwassersucht.
Ödeme, hervorgerufen durch Blutgerinnsel oder Venenschwäche
Eine weitere Ursache für Wassereinlagerungen können venöse Erkrankungen darstellen. Wenn beispielsweise ein Blutgerinnsel (Thrombus) eine Vene im Beckenbereich oder in den Beinen okkludiert (Thrombose verursacht), kann sich das Blut in den Venen des Unterschenkels oder des Fußes zurückstauen. Flüssigkeit kann dann in das umgebende Gewebe abgepresst werden und ein Ödem hervorrufen.
Darüber hinaus können insuffiziente Venenklappen den adäquaten Bluttransport zum Herzen behindern. Aus dem infolgedessen gestauten Blut kann Flüssigkeit extrudiert werden, was eine Schwellung am Bein oder Fuß auslösen kann. Die Ödeme bilden sich zunächst spontan wieder zurück. Bei einer chronischen venösen Insuffizienz bleiben die Schwellungen dauerhaft bestehen.
Wassereinlagerungen aufgrund von Eiweißdefizit
Bei einem Mangel an Proteinen im Blut können ebenfalls Ödeme entstehen. Ein Proteinmangel kann eintreten, wenn der Körper vermehrt Eiweiß verliert, wenn er selbst nicht genügend Proteine synthetisiert oder wenn er nicht ausreichend Eiweiß über die Nahrung aufnimmt.
Eiweiße können bei bestimmten renalen oder intestinalen Erkrankungen (Erkrankungen der Nieren oder des Darms) vermehrt ausgeschieden werden. Sind die Leberzellen infolge einer Krankheit zerstört, wie beispielsweise bei einer Leberzirrhose, ist der Organismus nicht mehr fähig, genügend Proteine zu produzieren, wodurch sich Ödeme bilden können.
Ein Proteinmangel kann auch durch anhaltende Unterernährung induziert werden; sogenannte Hunger- oder Eiweißmangelödeme sind dann die Konsequenz. Dies betrifft häufig mangelernährte Kinder in Entwicklungsregionen.
Ödeme im Rahmen von Nierenerkrankungen
Auch Erkrankungen der Nieren können die Ursache für Ödeme sein. Normalerweise scheidet die Niere nur minimale Mengen an Proteinen mit dem Urin aus. Ist die Niere jedoch durchlässiger für Eiweiße (wie zum Beispiel bei einem nephrotischen Syndrom), gelangen diese in den Urin und werden ausgeschieden. Im Blutkreislauf sind daraufhin weniger Proteine vorhanden, welche die Flüssigkeit in den Blutgefäßen binden könnten. Dies führt dazu, dass mehr Flüssigkeit in das umliegende Gewebe gepresst wird. Der Körper versucht, den entstandenen Flüssigkeitsverlust in den Blutgefäßen zu kompensieren, indem er vermehrt Wasser und Salz im Körper zurückhält. Dies intensiviert die Ödembildung.
Ein nephrotisches Syndrom kann bei verschiedenen Krankheitsbildern auftreten, etwa bei einer Entzündung der Nierenkörperchen (Glomerulonephritis) oder bei einer langjährigen Zuckerkrankheit mit Nierenschädigung (diabetische Nephropathie). Auch bei einer chronischen Niereninsuffizienz können sich Ödeme einstellen.
Ödeme bei Leberleiden
Ödeme können ebenfalls im Kontext einer Leberzirrhose in Erscheinung treten. Hierbei sind zwei primäre Mechanismen von Bedeutung: Einerseits ist die erkrankte Leber nicht mehr in der Lage, genügend Proteine zu bilden, welche die Flüssigkeit in den Blutgefäßen binden sollen. Andererseits kann das Blut nicht rasch genug aus der Leber abfließen. Es kommt daraufhin zu einem Rückstau in der zur Leber führenden Pfortader. Der erhöhte Druck in den Gefäßen drückt dann Flüssigkeit in die Körpergewebe oder in die Bauchhöhle.
Ödeme infolge von allergischen Reaktionen
Allergische Reaktionen, beispielsweise auf Wespenstiche, können die Permeabilität von Gefäßwänden erhöhen, wodurch Flüssigkeit in das angrenzende Gewebe austritt. Zusätzlich gelangen Proteine aus dem Blut in das Gewebe. Im Blut fehlen dann die Eiweiße, die normalerweise Flüssigkeit binden.
Ein allergisch bedingtes Ödem kann auch durch exogene Substanzen wie Kosmetika oder bestimmte Medikamente (z.B. Penizillin) hervorgerufen werden.
Ödeme während der Schwangerschaft (Präeklampsie)
Wassereinlagerungen, die ab der zwanzigsten Schwangerschaftswoche beobachtet werden, können Indikatoren einer Präeklampsie sein, einem Zustand, der mit Hypertonie (Bluthochdruck) und einer verstärkten Proteinausscheidung im Urin assoziiert ist. Grundsätzlich wird während der Schwangerschaft vermehrt Wasser in allen Körpergeweben eingelagert.
Lymphödeme
Bei Individuen, deren Lymphe in den Lymphgefäßen nicht mehr ungehindert zirkulieren kann, sammelt sich die Lymphflüssigkeit in den betroffenen Körperteilen außerhalb der Lymphgefäße an. Lymphödeme treten üblicherweise an Armen oder Beinen auf, sind aber auch in den Achselregionen, am Kopf, Hals und in der Leistengegend möglich. Entsprechend ihrer Ätiologie werden zwei divergierende Typen von Lymphödemen differenziert:
Primäre Lymphödeme sind eine kongenitale (angeborene) Störung der Lymphgefäße. Sie manifestieren sich entweder bereits ab der Geburt oder entwickeln sich während der ersten drei Dekaden des Lebens. Primäre Lymphödeme betreffen Personen, die von Geburt an entweder keine oder unterentwickelte Lymphgefäße oder Lymphknoten besitzen. Des Weiteren können Bindegewebswucherungen innerhalb der Lymphknoten den freien Abfluss der Lymphe behindern. Sie erscheinen zuerst an den oberen oder unteren Extremitäten und breiten sich anschließend in Richtung Rumpf aus.
Sekundäre Lymphödeme resultieren aus Parasitenbefall, Infektionen (z. B. Borreliose, Wundrose, auch bekannt als Erysipel), malignen Tumoren (z. B. ein bösartiges Lymphödem bei Prostatakrebs) oder sind eine Folge nach einer Thrombose. Die weltweit am häufigsten vorkommende Ursache ist eine Infektion mit Filarien, die insbesondere in Südostasien verbreitet ist. Diese betreffen initial den Körperstamm und divergieren dann zu den Extremitäten.
Sehr oft sind Lymphödeme eine Konsequenz der chirurgischen Entfernung von Lymphknoten, was im Rahmen einer Brustkrebsoperation notwendig sein kann.
Ödeme durch Medikation
Zahlreiche Medikamente bewirken eine Ansammlung von Flüssigkeit außerhalb des Gefäßsystems. Kalziumantagonisten können den Druck in den kleinen Venen erhöhen, wodurch vermehrt Wasser aus den Blutgefäßen ins Gewebe abgepresst wird. Bei längerfristiger Einnahme von harntreibenden Substanzen (Diuretika) kommt es zu einer gesteigerten Bildung des Hormons Aldosteron. Setzt man die Diuretika abrupt ab oder reduziert deren Dosis, kann der erhöhte Aldosteronspiegel dazu führen, dass vermehrt Wasser und Natriumchlorid im Körper retiniert werden. Andere Pharmaka wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Kortison oder Antidepressiva inhibieren die renale Flüssigkeitsausscheidung und können somit ebenfalls Wassereinlagerungen verursachen.