Muzinöses Mammakarzinom
Die Differenzierung diverser Formen von Mammakarzinomen und das Wissen über die Charakteristika des Tumors spielen eine wesentliche Rolle im Rahmen der Therapieplanung. Ursprungsgewebe, Grading, Rezeptorstatus und Co. liefern wichtige Anhaltspunkte für die optimalste Behandlung. Informieren Sie sich detaillierter darüber, nach welchen Kriterien verschiedene Arten von Brustkrebs differenziert werden.
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Die unterschiedlichen Formen von Brustkrebs
Jedes Mammakarzinom ist individuell
Ein Blick in den Arztbericht kann Verwirrung stiften. Es tauchen unbekannte Termini auf wie invasiv, HER2-positiv oder Triple-negativ – doch was bedeuten diese Ausdrücke genau? Gelegentlich bleibt im Rahmen des Arztgespräches zu wenig Zeit, diese Begriffe im Detail zu erläutern. Daher soll Ihnen dieser Artikel als zusätzliche Informationsquelle dienen. Verwenden Sie ihn gerne als Fundament für Ihr kommendes Arztgespräch – stellen Sie dort spezifische Fragen zu Themen oder Fachausdrücken, die Ihnen noch unklar erscheinen.
Warum ist eine Differenzierung der unterschiedlichen Arten von Brustkrebs von Bedeutung?
In der modernen Medizin existieren mittlerweile zahlreiche verschiedene Medikamente zur Therapie von Brustkrebs. Einige davon wirken hoch spezifisch auf bestimmte Strukturen der Tumorzellen. Daher ist es essenziell, den Tumor bestmöglich zu klassifizieren und dadurch „kennenzulernen“. Die präzise Untersuchung des Tumorgewebes ähnelt gewissermaßen einem Maßnehmen durch einen Schneider oder eine Schneiderin vor der Herstellung eines Kleidungsstücks. Je mehr Informationen über den Tumor, seine Merkmale und potentielle Schwachstellen vorliegen, desto besser passt und wirkt die Therapie.
Histologische Differenzierung von Brustkrebsarten
Mammakarzinome können in unterschiedlichen Geweben entstehen. Am häufigsten geht ein Tumor von den Zellen der Milchgänge und Drüsenläppchen aus. Eine Analyse von entnommenem Tumorgewebe unter dem Mikroskop durch eine/n PathologIn kann Aufschluss darüber geben, aus welchem Ursprungsgewebe der Tumor entstanden ist. Zusätzlich gibt die Untersuchung Information darüber, ob es sich um ein invasives oder ein nicht-invasives Wachstum handelt. Anhand der gewonnenen Erkenntnisse lassen sich unterschiedliche histologische (feingewebliche) Typen von Mammakarzinomen differenzieren.
Wie erfolgt das Tumorwachstum? Invasive und nicht-invasive Karzinome
Der medizinische Fachausdruck für Brustkrebs ist Mammakarzinom. Mamma ist die lateinische Bezeichnung für die weibliche Brust. Unter einem Karzinom versteht man eine Krebserkrankung, die vom Oberflächengewebe, beispielsweise von Drüsen, ihren Ausgang nimmt. Abhängig von der Art des Tumorwachstums können invasive von nicht-invasiven Karzinomen unterschieden werden:
- Nicht-invasives Karzinom: Hierbei handelt es sich um einen räumlich begrenzten Tumor, welcher nicht über die Grenzen des Ursprungsgewebes hinauswächst. Diese Tumorart bildet keine Metastasen in anderen Organen. Die Heilungschancen sind in diesem Fall sehr gut.
- Invasives Karzinom: Ein invasives Karzinom wächst in das umliegende Gewebe ein. Außerdem kann es in Lymphknoten oder andere Organe streuen und dort Metastasen bilden. Folglich betrifft eine solche Erkrankung, insbesondere im fortgeschrittenen Stadium, nicht nur die Brust, sondern den gesamten Organismus.
Tumorwachstum im Milchgang
Welche Formen von Mammakarzinom gibt es?
Für die Einteilung von Brustkrebsarten ist von Bedeutung, aus welchem Gewebe der Tumor entstanden ist. Es werden in Abhängigkeit vom Ursprungsgewebe verschiedene Ausprägungen unterschieden.
Die geläufigsten Arten von Brustkrebs
- Duktales Karzinom: entsteht aus sogenannten Epithelzellen, welche die Milchgänge (lat. ductus) der Brust auskleiden. Bei einem Duktalen Carcinoma in situ (DCIS) handelt es sich um eine nicht-invasive Form, die auf die Milchgänge beschränkt ist. Ein invasives duktales Karzinom stellt die häufigste Form des Mammakarzinoms dar. Es formt in der Regel einen Knoten, welcher sich oft gut mithilfe von Mammographie oder Ultraschall diagnostizieren lässt.
- Lobuläres Karzinom: hat seinen Ausgangspunkt in einem der Drüsenläppchen (lat. lobuli). Die nicht-invasive Variante des lobulären Karzinoms ist die Lobuläre intraepitheliale Neoplasie (LIN). Das invasive lobuläre Karzinom ist bisweilen schwer zu tasten und auch nicht immer einfach durch Mammographie oder Ultraschall zu erkennen. Zudem kann es an mehreren Stellen der Brust gleichzeitig auftreten.
Häufigkeiten (Anteil an Brustkrebsfällen)
Weitere Arten von Brustkrebs:
- Inflammatorisches Karzinom: Namensgebend sind entzündliche (inflammatorische) Anzeichen, wie Schwellung, Rötung oder Überwärmung der Brust. Diese entstehen durch einen Befall von Lymphbahnen in der Nähe der Hautoberfläche. Es handelt sich hierbei um eine aggressive Brustkrebsart.
- Paget-Karzinom (Morbus Paget): In diesem Fall sind die Brustwarze und der Warzenhof, welcher die Brustwarze umgibt, betroffen. Ein Morbus Paget tritt häufig in Verbindung mit einem DCIS oder einem invasiven Brustkrebs auf. Eine schuppende Rötung (Ekzem) und Juckreiz in diesem Areal sind mögliche Beschwerden. Solche Hautveränderungen sollten daher medizinisch untersucht werden.
Seltenere Formen von Brustkrebs und Einteilung nach Wachstumsmuster
- Muzinöses Karzinom: Der Tumor setzt sich aus Schleim-produzierenden Zellen zusammen. Die Prognose ist im Allgemeinen günstig.
- Tubuläres Karzinom: Eine spezielle Form des duktalen Karzinoms. Die Prognose ist besser als bei anderen duktalen Karzinomen.
- Medulläres Karzinom: Sehr unterschiedlich aussehende und wachsende Tumorzellen. Die Prognose ist meist günstiger als bei invasiven duktalen Karzinomen.
- Papilläres Karzinom: Charakteristisch sind fingerförmige Bindegewebswucherungen. Konkrete Aussagen zu Heilungschancen sind nicht pauschal möglich.
- Adenoid-zystisches Karzinom: Die Tumorzellen weisen verschiedene Wachstumsmuster auf. Die Tumore wachsen typischerweise langsam, aber im Regelfall in angrenzendes Gewebe ein. Die Prognose ist trotzdem meist sehr günstig, obgleich diese Tumoren zu Rezidiven neigen.
- Metaplastisches Karzinom: Tumor mit schnellem und aggressivem Wachstum, zusammengesetzt aus unterschiedlich differenzierten Zellen.
Was bedeutet Grading?
Das sogenannte Grading beschreibt, in welchem Umfang sich die Tumorzellen vom gesunden Gewebe unterscheiden, also wie stark sie „entartet“ sind. Man spricht in diesem Kontext auch von Differenzierung.
- Grad 1 (G1) = gut differenziert, wenig „entartet“, hohe Ähnlichkeit zum Ursprungsgewebe
- Grad 2 (G2) = mäßig differenziert
- Grad 3 (G3) = schlecht differenziert, stark „entartet“
Ein höherer Grad korreliert mit einem aggressiveren Wachstum und einer ungünstigeren Prognose.
Den Krebs mithilfe von Tumormarkern charakterisieren: Rezeptorstatus und Subtypen
Zusätzlich zur histologischen Einteilung stellen Tumormarker ein wichtiges Merkmal zur Differenzierung verschiedener Arten von Brustkrebs dar. Es handelt sich hierbei um biologische Charakteristika der Tumorzellen. Diese Tumormarker ermöglichen eine Beurteilung der Bösartigkeit des Tumors und damit der Prognose. Des Weiteren geben sie Hinweise darauf, auf welche Medikamente ein Tumor voraussichtlich ansprechen wird.
Ein essenzieller Bestandteil dieser Analyse ist die Bestimmung des Rezeptorstatus. Er liefert Information darüber, welche Rezeptoren die Tumorzellen besonders oft oder besonders selten ausbilden. Die wichtigsten Termini in diesem Kontext sind:
- Hormonrezeptor-positiver bzw. -negativer Brustkrebs
Bei einem Hormonrezeptor-positiven (HR-positiv) Mammakarzinom befinden sich in den Krebszellen zahlreiche Hormonrezeptoren, die bei der Anbindung von Östrogen oder Progesteron das Wachstum der Tumorzelle begünstigen. Bei einem HR-positiven Tumor kommen Medikamente zum Einsatz, welche die Interaktion zwischen Rezeptor und Hormon verhindern und somit das Wachstum hemmen. - HER2-positiver bzw. HER2-negativer Brustkrebs
HER2 ist ein Rezeptor, welcher bei seiner Aktivierung das Zellwachstum stimuliert. Bei HER2-positiven Tumoren ist er in besonders großer Anzahl vorhanden. In diesem Fall können PatientInnen von einer Therapie mit einem entsprechenden Antikörper profitieren. Dieser verhindert zum Beispiel, dass bestimmte Signalwege, die das Zellwachstum fördern, durch HER2 aktiviert werden.
Hinweis: Ein Tumor kann gleichzeitig sowohl HR-positiv als auch HER2-positiv sein.
- Triple-negativer Brustkrebs
Die Krebszelle weist weder besonders viele Hormonrezeptoren noch HER2-Rezeptoren auf. Die Prognose für diese Art von Brustkrebs ist aufgrund des Mangels an zielgerichteten Behandlungsoptionen weniger günstig als bei HR-positiven oder HER2-positiven Tumoren. Die Entwicklung von Therapien, die auch bei dieser Form von Brustkrebs gut wirksam sind, ist Gegenstand aktueller Forschung.
Häufige Brustkrebs Subtypen
Ergänzend zum Rezeptorstatus wird auch der Ki-67 Proliferationsindex bestimmt. Dieser Wert gibt Aufschluss darüber, wie rasch sich die Tumorzellen teilen und sich somit verdoppeln. Aus der Gesamtheit der so gesammelten Informationen lassen sich bestimmte Subtypen ableiten. Die Prognose und das Risiko für ein wiederholtes Auftreten der Erkrankung (Rezidiv) variieren je nach Subtyp.
Luminal A
- HR-positiv, HER2-negativ, Ki-67 niedrig
- Prognose: günstig
- Reagiert auf Hormontherapie, weniger auf Chemotherapie
Luminal B
- HR-positiv, HER2-negativ oder -positiv, Ki-67 hoch
- Prognose: mittel
- Reagiert auf Hormontherapie und, falls HER2-positiv, auf HER2-gerichtete Therapie sowie Chemotherapie
HER2-Subtyp
- HER2-positiv; HR-negativ; Ki-67 hoch
- Prognose: eher ungünstig
- Reagiert auf HER2-gerichtete Therapie und Chemotherapie
Basal like:
- Weitgehende Überlappung mit triple-negativ (HR-negativ, HER2-negativ); Ki-67 hoch
- Prognose: eher ungünstig
- Reagiert auf Chemotherapie